Mein Haltungsbericht über Camponotus cruentatus
(Latreille, 1802)
Trivialname: - nicht bekannt-
Camponotus cruentatus
erweiterte Informationen
zu dieser Art aus meiner Haltungserfahrung / meinen Haltungseindrücken.
Wer keine Interesse hat viel zu lesen, findet weiter unten einige (hoffentlich) interessante Videos zu meinen drei Kolonien.
Wer Interesse an der Haltung dieser Art hat, kann sicher durch die nachfolgende Einführung etwas mitnehmen.
Haltungsjahr I
Die erste Tochter-Generation umfasst bei Camponotus cruentatus
meist
4 bis 12 Erstarbeiterinnen (Pygmäen)
Haltungsjahr II
Nach einer Ruhepause legt die Könign weitere Eier und bildet damit die
Grundlage für weitere Chargen von Arbeiterinnen.
Im Haltungsjahr II
sind 3 bis 4 Chargen
von Arbeiterinnen möglich.
Hiermit ist insbesondere der zu beobachtende Zyklus
gemeint, dass die
Gyne zu bestimmten Zeitpunkten vermehrt Eier ablegt, die sich anschließend
mit zeitlichem Abstand von einem Ei zu einer Larve und schließlich zu einer Puppe entwickeln.
Am Ende der Entwicklung ( der sog. Metamorphose
(...) schlüpfen an eng aneinander liegenden Zeitpunkt vermehrt neue Individuen.
Zwischen der Verpuppung und dem Schlupf neuer Arbeiterinnen finden sich
immer wieder bestimmte Zeitpunkte, wo insbesondere bei kleineren Kolonien zu beobachten ist, dass die Königin
vermehrt Eier
ablegt - die dann wieder zu neuen Arbeiterinnen heranwachsen.
Zu einem "Saisonende" umfasst eine Kolonie zwischen 50 und 200 Arbeiterinnen.
Haltungsjahr III
Im dritten Jahr kann eine Kolonie gut und gerne 500 bis 2000 Arbeiterinnen
umfassen,
die regelmäßig versorgt werden müssen.
Halterischer Hinweis:
Der Halter sollte genügend Platz einkalkulieren. Hiermit ist nicht gemeint,
ein Reagenzglas in ein 100x40x40cm Aquarium mit trockenem Sand/Lehm Gemisch zu legen
und 30 cm davon entfernt einen Ytongstein mit einem überdimensionalen Angebot von Kammern
und Gängen zur Verfügung zu stellen.
Hiermit ist insbesondere gemeint, dass der Halter seine Haltung je Saisonwechsel
anpassen muss.
Von einer Aufzuchtbox zu einem Nest mit Formikarium, bis hin zu einer "Großanlage".
Ich persönlich empfehle keine überteuerten Becken anzuschaffen.
60x30x20/60x30x30 ist ein sehr kleines Maß
für eine große Camponotus cruentatus
Kolonie.
-Danke für Ihr Interesse.
Andernfalls krabbeln die Ameisen in den Formikarien nur die Scheibe hoch und runter.
Quantitativ mag das nach was aussehen, halterisch - also eher qualitativ wertend - ist es ziemlich unansehnlich
und auch nicht repräsentativ für eine "einigermaßen" anivisierte moderne und artgerechte Ameisenhaltung.
Abgetrocknete Äste können hier schon für Abwechslung und eine einigermaßen artgerechte Haltung sorgen.
Zusätzlich steigert eine naturnahe Einrichtung auch den optischen Betrachtungswert.
Besonderheit:
Physiologie
Diese Ameisenart hat eine absolut schnelle Angriffstaktik
inne , praktisch ein Ruckzuckhieb (Pokemon, kein Spaß) nur eben, dass die Individuen
sich gern einbeißen und direkt Säure abgeben - Also Achtung: Diese Art reagiert empfindlich auf eingreifende Hände und auf Lichteinfall.
Vorsicht
beim dem öffnen von Reagenzgläsern oder dem anschließen von Nestanlagen an Formikarien.
Den Begriff "Arena" möchte ich auf meiner Seite nicht integrieren, um unnötig Werbung für Mitbewerber zu machen.
Halterischer Hinweis:
Die Major-Arbeiterinnen
können richtige Biester sein. Hier noch einmal gesondert der Verweis:
Am Anfang lässt sich das alles noch leicht halten, später im Hochsommer wird diese Art unheimlich dominant im Formikarium
und der Halter muss neben einen Ausbruchsschutz auch geeignetes Equipment, zum Beispiel Federstahlpinzetten führen,
um bestimmte Tätigkeiten ausführen zu können - man möchte sich nicht permanent beißen lassen und den Ameisen irgendeine
Form von Schaden antun ( wirklich sehr wehrhaft ab 28 Grad! )
Die langfristige Haltung
ist davon abgesehen eher unkompliziert
- denn die tausenden Arbeiterinnen sind territorial dominant und räumen generell die gesamte Anlage um - alles was angeboten wird, wird auch in aller Regel angenommen.
Man muss sich hier Gedanken machen, wie man funktionell, aber möglichst naturnah halten kann, um generell den halterischen Ansprüchen dieser schönen Ameisenart gerecht werden zu können. - Reine Kunsthaltung ist auch möglich, häufig sehr reduziert und nur in der Hobbyszene ein Hingucker - Interessenten außerhalb der Ameisenhaltung würden sich sicher fragen, ob das artgerecht sei und entsprechend Einwände einbringen.
Ich spreche gerne das Thema an, um neue Denkanstöße in eine attraktivere Ameisenhaltung zu geben.
Wie oft schon erwähnt, distanziere
ich mich von Kunststoff/Plastik-Haltung.
Empfehlung:
Diese Art ist für interessierte Einsteiger und fortgeschrittene Ameisenhalter interessant. Diese große Ameise stellt neben Messor barbarus und Pheidole pallidula meist eine Form einer Einsteigerart in den südeuropäischen Bereich dar.
Vorzüge:
-> sehr große Ameisenart
-> wehrhafte, aggressive Ameisenart
-> vergleichsweise schnelles Wachstum
Nachteile:
-> sehr schnelle, aggressive Arbeiterinnen
-> eine durchgehend warme Haltung muss gewährleistet werden
Ich wünsche viel Spaß beim lesen - zur Vereinfachung habe ich immer mal wieder bestimmte Stellen farblich makiert.
Meine Kolonien: <3
Vira
hat 25+ Arbeiterinnen und ordentlich Larven - jetzt auch neue Eier.
Lilia
hat rund 20 Arbeiterinnen und einen ähnlichen Brutstand - ebenso neue Eier.
Pris
hat zwar nur 13 Arbeiterinnen, aber bereits 12 Puppen (frisch) + neue Eier.
Die Kolonien starten somit ins neue Jahr.
Die Haltungstemperatur liegt zwischen 24 und 25 Grad Celsius.
Formikarien Update 23.03.2023
Alle drei Kolonien umfassen mittlerweile rund 50 Arbeiterinnen + ein ordentliches Vorkommen an Brut.
Da ich diese Kolonien in ein Großterrarium setzen möchte, ziehe ich diese eher spartanisch auf.
Ich nehme mir dafür diese Gut und Günstig Frischhalteboxen (Unterteil) zur Hilfe, bohre mit wenig Druck und schneller
Umdrehung ein passendes Loch durch das Plastik dieser Boxen - und verbinde diese mit dem Schlauch.
Der Bodengrund ist eine reguläre Spezialmischung aus verschiedenen Komponenten, um ein möglichst realistisches
und optisch ansprachendes Ambiente zu schaffen. Mit Hilfe von Basalt und Ästchen einer Kletterhortensie, konnte
ich eine einigermaßen brauchbare Arena für die nächsten 6+ Monaten erstellen.
.... hier geht es demnächst weiter - Ich wünsche weiterhin viel Spaß und Erfolg in der Ameisenhaltung!
Haltungsupdate: 20.04.2023
Alle drei Kolonien entwickeln sich gut - es werden erste Media-Arbeiterinnen aufgezogen und die Kolonie 1 + 2 umfasst je 50+ Arbeiterinnen. Kolonie 3 braucht noch etwas, ist aber auf einem guten Weg. Es kam auch zu einem Nesttausch, da in dem alten Nest ein schwarz/blauer Schimmel zu sehen war.
Dieser wurde durch ein verschimmelndes Futterinsekt ( ein Beinchen davon ) ausgelöst. Die Arbeiterinnen haben sich nicht mehr rangetraut und ich habe durch eine trockene Haltung nur das Wachstum stagniert, jedoch nicht die Ausbreitung vom Schimmel im Ytong/Gipsnest.
Die Kolonie III umfasst 23 Arbeiterinnen und hat einige Larven, wenige Puppen. Sie wird sich etwas verzögert, jedoch weiterhin auch gut entwickeln.
Hier kann man gut die Auswirkung von geringen Unterschieden in der Haltung feststellen - auch ein Umzug bedarf immer noch ein wenig Eingewöhnungszeit. Diese Details bleiben nicht spurlos - aber die Kolonie befindet sich auf einem guten Weg.
Die Kolonie I (Pris), entwickelt sich vorzüglich. Diese Kolonie hat die meisten Arbeiterinnen und zieht 5 Media Arbeiterinnen auf (Kokonpuppen).
Wenige Wochen wird sie noch in diesem Nest leben - spätestens nach dem Puppenschlupf wird jedoch erweitert.
Eier und Larven sind an die 100 vorhanden. Diese Kolonie macht sozusagen in den nächsten 8 Wochen einen ordentlich Sprung. Es dürften dann rund 200-300 Arbeiterinnen sein. Dafür werde ich nun vorsorgen und die neue Anlage zur Verfügung stellen.
Die Kolonie II (Lillia) ist etwas dahinter - wobei diese Aufnahme nur einen Teil der Kolonie zeigt.
Ein Teil der Arbeiterinnen befindet sich am Nesteingang, ein anderer kleinerer Teil im der jeweiligen Arena.
Diese beiden Kolonien erhalten in den nächsten 3 Wochen eine neue Anlage:
Geplant ist ein Nestblock (30x20cm) samt Adapter und einer Arena aus Glas (40x25x25cm)
Es entwickelt sich somit eine neue Dimension in der Haltung -
Eigentlich beginnt jetzt - nach rund 1 einem Jahr - der halterische Spaß erst richtig.